Yes, we can! - Oder: Was machen 45 Amerikaner in Eschede?
(ein Bericht von Hans-Joachim Rufert)
Teil 1 • Teil 2
Der Ankunftstag war im letzten Bericht „kurz“ umrissen. - Also könnte man jetzt sagen: Der Morgen danach!
Nach dem ersten, feucht-fröhlichen interessanten Abend folgte am nächsten Morgen für den ein oder anderen „das böse Erwachen.“ - So auch für mich. Weckergebimmel mitten in der Nacht um 7.00 Uhr. Die Sehschlitze öffnen sich und stellen fest: Grellstes Tageslicht! Ein leichtes Brummen im Schädel, das wahrscheinlich aus der Kombination von Bier und Calvados - Bodo sei Dank - entstanden ist. Also Zähne zusammenbeißen und mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen - ja nichts anmerken lassen......- Morgentoilette, Brötchen holen, Tagesplanungsunterlagen sichten und 8.30 Uhr, pünktlich wie die Feuerwehr, kommen Donald und Kaye die Treppe herunter, frisch wie der fröhliche Morgen, mit einem „Good morning.“ Und: „How are you?“ auf den Lippen. Natürlich folgt dem „Guten Morgen, wie geht's Dir?“ obligatorisch grundsätzlich immer (!!!) ein „Thank's, I'm fine“ und „How are you?“. (Auch wenn es einem noch so schlecht geht - Schädelbrummen...): „Danke, mir geht's gut. - Wie geht es Dir?“. Don und Kaye ging es übrigens hervorragend. Da die allerbeste aller Ehefrauen schon seit 6 Uhr den Abwasch des vorabendlichen Mittagessens erledigt hatte und der Frühstückstisch auch schon bereitet war, kam die spannende Frage: Was werden sie wohl frühstücken, wie sollen wir bestimmte Nahrungsmittel übersetzen, und, dem CASIO-Übersetzer sei Dank, gab es keinerlei Probleme bei der Konversation am Frühstückstisch. Amerikaner lieben deutsches Grau- und Schwarzbrot und Brötchen in allen Variationen, die die Backkunst der deutschen Bäcker hervorbringt. Also von hier aus ein Kompliment an alle Bäcker, die an der Nahrungsmittelversorgung irgendwie beteiligt waren! Und egal, ob Wurst, Käse, Konfitüre, Frischkäse usw. Alles musste probiert werden...
Dann war die Tagesplanung dran. Don und Kaye wollten nicht, wie von mir vorgeschlagen, Hamburg, Hannover, Uelzen, Lüneburg besichtigen. Auch eine Fahrrad-Tour durch die Südheide war nicht angesagt. Eine regionale Auto-Sightseeing-Tour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten / Punkten in und um Eschede wurde festgelegt. Doch bevor es losging, noch kurz einen Blick in das CNN -Fernsehprogramm sowie die CNN-Internet-Nachrichten gesichtet, denn ein Musikprofessor und seine Frau müssen tagaktuell informiert sein, was in den Vereinigten Staaten und in der Welt gerade so passiert.
Zunächst zur örtlichen Orientierung mit jeweils 5 Minuten Aufenthalt: Schulen und Sporthallen sowie Kindergärten, Hauptbahnhof Eschede, Kirchen, Sportanlagen und Freibad / Schießstand im Brunshagen, Einkaufszentrum Eschede, das „Escheder Storchenhaus Lilje“, Feuerwehr Am Jahnplatz, Friedhof. Der Penny wurde erkannt. Der „Äldei“ machte mir aller-dings Probleme, bis ich registrierte, dass hiermit der neue Aldi gemeint war, den es auch in den Staaten gibt. Dann direkt nach Aschauteiche - die Räucherei Heese wollte besichtigt werden (und der Mittagsimbiss für den Folgetag wurde gesichert). Der Verkaufsraum dort urig, das Ambiente passend und die Landschaft wunderschön. Räucherhaus, Hälterhaus, Hälteranlagen, Goldorfen-Aufzucht-Teiche. Alles sehr interessant, und auch hier musste der „CASIO“ wieder öfter arbeiten.
Auf dem Fußweg zur Wasserpflanzenzucht Petrowski, Aschauteiche rief uns Joachim Heese, gerade draußen bei der Arbeit, zurück. Er hatte in diesem Moment eine kleine Ringelnatter gesehen und für Don und Kaye gefangen. Mit vielfältigsten Pflanzenformen und -Farben, einfach nur beeindruckend die Vielfalt und Schönheit der Gewächse, durften wir auch den Betrieb (Freigelände und Hallenbereiche) von Firma Petrowski in Aschauteiche besichtigen. Wie hatte Günter Berg doch gesagt: Eschede und seine Bürger können sich sehen lassen, und das stimmt, lieber Günter. Nach einem kurzen Zwischenstop zu Hause - bei Kaiserwetter war der Durst fast unerträglich, oder lag das am Vorabend? - ging es weiter nach Celle. Kaye hatte sich das Stickmuster-Museum für 1 Stunde ausgesucht. Da ich es schon kannte und Don nicht der begeisterte Sticker ist, hatten wir die wahrscheinlich einmalige Gelegenheit, die neu eingerichtete Feuerwehr-Einsatzleitzentrale (FEL) zu besichtigen und, besonders schön für Don, fast eine Stunde Erläuterungen über die technischen Möglichkeiten und einsatztaktischen Notwendigkeiten sowie organisatorischen Regelungen in perfektem Englisch zu erhalten. Auch für mich als langgedientem Feuerwehrmitglied aus Eschede höchst interessant. Danke hierfür an den Landkreis Celle und seine Mitarbeiter in der FEL.
Anschließend Kaye abholen und Besuch des Celler Marktes, der gerade seine Pforten schloss. Aber für einen Einblick, liebe Leser, reichte die Zeit allemal - Gemüse-Preise in den Staaten sind wesentlich höher, wie wir anhand vieler Rechenbeispiele sehen konnten. Der einzige Regen, ca. 1 Stunde während der gesamten Besuchszeit der Amerikaner in Eschede, zwang uns dann auf den Celler Kirchturm. Nachdem wir die 234 Stufen erklommen hatten, erzählte Kaye, dass sie aufgrund von Gleichgewichtsstörungen (!!!) üblicherweise keine Wendeltreppen besteigt. Die Celler Stadtkirche brillierte mit ihrer wunderschönen Innenausstattung (Orgel, Bilder, Schnitzereien, Verzierungen). Die Gastfreundschaft ließ uns der Wirt des „Schweineschulze“ spüren, der uns trotz seiner Mittagsschließzeit noch drei typisch deutsche Gerichte anbot. Ein Dankeschön von dieser Stelle aus für das köstliche Mahl. Die Innenstadt mit ihren Fachwerkhäusern war beeindruckend, hatten die Amerikaner etwas in dieser Form selten oder noch gar nicht gesehen. Und Tagesbettdecken wollten unbedingt gekauft werden. Die Auswahl an Waren und insbesondere die großen Preisunterschiede (in diesem Fall zwischen Gerloff und Karstadt) beeindruckten Kaye sichtlich, zeigten aber, dass sie deutlich und gut mit Preisvergleichen im Ausland umgehen kann. Vorbei am Alten und Neuen Rathaus, an der Justizvollzugsanstalt Celle 1, in der Schwerstverbrecher ihre Strafen absitzen, der Kreisverwaltung des Landkreis Celle, wo unter anderem Bodo, Uwe und Barbara arbeiten, ging es nach Starkshorn, um dort gegen 17 Uhr ein Rotwild-Rudel mit ca. 35 Tieren zu besichtigen.
Ein Teil der Gastgeber richtete währenddessen die Dekoration in Scharnhorst im Saal des „Gasthaus zur Post“ her. Andere Gastgeber besuchten auch ein Landmaschinenmuseum, das Automuseum von Maussner, gingen Schwimmen im Freibad Eschede, unternahmen Spaziergänge durch Eschede, besichtigten das Celler Schloss, ließen es sich in Eiscafes gut gehen, besuchten Joe Bodemann in Höfer Aschenberg usw. Für Don, Kaye und mich war eine Stunde Erholung bei einer Tasse Kaffee mit Keksen, einigen flüssigkeitshaushalt-regulierenden Getränken, und auch unserem Heidelikör (Ratzeputz), unserem Heidegeist sowie der dem typischen 108-er (die Mischung aus Ratzeputz und Heidegeist mit 58 und 50 Volumenprozenten Alkohol) angesagt. Don und Kaye schlugen sich wirklich tapfer bei den Tests...
Ab 19 Uhr dann BBQ (Barbecue = Grillabend) in Scharnhorst bei Deutsch-Amerikanischem Abend in geschlossener Gesellschaft. Mit „Sax und mehr“ und ihrer tollen Saxophon-Musik hatten wir unverhofft ein Highlight geboten, da die Musiker die Stimmung zum Kochen brachten, bevor die offiziellen Begrüßungsworte gesprochen waren. Bester Beweis: Tanzende Gäste schon nach 15 Minuten (danke an Hans, Klaus, Jürgen und die schmucken Mädels Ute und Barbara). Der Alte Saal in Meyers „Gasthaus zur Post“ gefiel durch seinen Charme der 60-er Jahre. Andreas und Oli grillten, dass ihnen der Schweiss nur so am A........ herunterlief. Und erledigten ihren Job fantastisch.
Das Gegrillte (Wildschwein, Pute, die Thüringer und Wildschwein - Bratwürstchen) waren „auf den Punkt“ köstlichst durch, die vielen Salate mundeten vorzüglich und viele der Anwesenden gingen nicht nur ein zweites Mal zum Grill und Buffet (Dank an die vielen Salatspender). Die Thekenmannschaft machte einen fantastischen Job, so dass sich die Zungen bei uns und unseren Gästen in Windeseile gelöst hatten und ein erlebnisreicher Tag nach unendlich vielen deutsch-amerikanischen Gesprächen und auch etwas amerikanischer Kleinkunst weit nach Mitternacht dem Ende entgegenging. Vielen Dank, ihr fleißigen Hände alle. Am nächsten Morgen hörte man allerdings hier und da, dass der Tag zu diesem Zeitpunkt bei einigen hartgesottenen Gastgebern noch lange nicht zu Ende war. Zum Beispiel bei unseren lieben Sollten-Metzes, nicht wahr, Andreas und Heidrun. Sogar gesungen wurde mitten in der Nacht; zeugt von guten Gastgebern....
Euer HJR