Meine Reise nach Blue Lake in Michigan, USA vom 23. Juni bis zum 13. Juli 2010
Wie Sie sicherlich noch wissen, war die „Blue Lake International Adult Band“ letzten Sommer in Eschede zu Gast. Bei dem gemeinsamen Konzert mit dem Feuerwehr-Musikzug hatte dieses Orchester ein Stipendium für drei Wochen in den USA, davon zwei Wochen im Camp, an den Feuerwehr-Musikzug übergeben, dieser hatte mich dafür vorgesehen.
Am Mittwoch, 23. Juni, ging es nach über einem halben Jahr Planung endlich los in die USA. Der Flug ging von Frankfurt nach Chicago, IL und von dort nach Grand Rapids, MI. Ich
wurde während des Hinfluges immer von einem Mitarbeiter der Fluggesellschaft begleitet, was auch ganz gut war, da ich einige Probleme hatte. Der erste Flug hatte schon ungefähr 80 Minuten Verspätung und im Flugzeug merkte ich, dass ich die falschen Tickets für den Weiterflug bekommen hatte. Der Zielflughafen stimmte zwar, aber die Zeit war die falsche. Ich hätte den Flug also gar nicht erreichen können. Die Tickets mussten in Chicago umgetauscht werden. Aber vorher musste ich noch durch Immigration-Office, Gepäckband und Zoll. Das war sehr umständlich und zeitaufwändig. Vor allem, weil man viele Angaben doppelt und dreifach machen musste. Durch ein Gewitter in Chicago verspätete sich mein Anschlussflug um einige Stunden. Dies war vor allem umständlich für meine Gastfamilie, die die ganze Zeit am Flughafen in Grand Rapids auf mich wartete. Spät in der Nacht in Grand Rapids angekommen, erwartete mich allerdings schon das nächste Problem: Mein Koffer war nicht angekommen, er war in Chicago geblieben. Es wurde mir versprochen, den Koffer „so schnell wie möglich nachzuliefern“. Er kam dann am nächsten Tag gegen 18:00 Uhr. Allerdings gab es auch ohne Gepäck ein freundliches Kennen lernen mit der Gastfamilie, mit der ich eine Woche verbringen sollte. Meine Gastfamilie waren Sue (die Mutter), Kelby (15 Jahre, ist mit mir nach Blue Lake gefahren und spielt auch Trompete) und Alex (18 Jahre). Sie waren alle sehr nett zu mir. Am Freitag bin ich mit Alex, Kelby und einem Freund zu Michigan’s Adventure, einem riesigen Freizeitpark mit Achterbahnen und Wasserrutschen, gefahren. Am Abend gab Kelby eine Party mit seinen Freunden bei Lagerfeuer. Es ist sehr spannend, sich mit gleichaltrigen Jugendlichen aus den USA zu unterhalten. Am Samstag gab es ein Abendessen bei Kelbys Vater und dessen Eltern. Danach ging ich mit Kelby zu einer Party bei Kelbys Freund Austin. Die amerikanischen Jugendlichen waren alle sehr nett zu mir und wollten viel über Deutschland wissen. Am Sonntag war es sehr regnerisch. Als es sich am Nachmittag ausgeregnet hatte, haben wir die Innenstadt von Grand Rapids besichtigt. Die Gebäude sind dort alle, im Vergleich zur Celler Innenstadt, relativ neu und modern. Ich durfte auch einen echten amerikanischen Gerichtssaal sehen, da Sue dort arbeitet. Am Montag sind wir in einer riesigen Shopping-Mall einkaufen gegangen. Montagabend sind wir an den Strand vom Lake Michigan gefahren, um den Sonnenuntergang anzusehen. Der Lake Michigan sieht aus wie ein Meer, da er so riesig ist, er ist aber nur ein Süßwassersee. Am Dienstag ging es dann noch zum Bowlen, dann war die Woche mit der Gastfamilie auch schon um.
Am Mittwoch, 30.6 wurden Kelby und ich von Kelbys Vater nach Blue Lake gebracht. Als erstes wurde in die Cabin eingecheckt und die Formalitäten erledigt. Das Blue Lake Fine Arts Camp, mitten im Wald gelegen, ist in 3 Teile eingeteilt. Die Jungenseite („Camp Sousa“), die zentralen Gebäude („Central Park“) und die Mädchenseite („Camp Gershwin“). Auf der Jungenseite gibt es sechs Units und auf der Mädchenseite zwölf. Jede Unit besteht aus sechs sparsam eingerichteten Cabins, einer Unitdirektion und einem Badezimmer. In jeder Cabin schlafen elf oder zwölf Schüler und eine Aufsichtsperson, die meistens ein Musikstudent ist. Von den Aufsichtspersonen konnte man so auch viel über Musik lernen. Außerdem gibt es einen Unit Direktor, der für die Organisation der Unit verantwortlich ist. Nach dem Einchecken in die Cabin und dem Auspacken und Einrichten musste ich zum Vorspiel, nach dem mir mein Sitzplatz im Orchester zugeteilt wurde. Ich habe gemerkt, dass man in Blue Lake sehr weite Strecken zu Fuß gehen muss. Nach einer Begrüßungsversammlung am Abend fand auch schon die erste Probe mit der „Blue Concert Band“, meinem Orchester, statt. Das Orchester bestand aus 126 Musikern, darunter 18 Trompeten, was eine wunderbare Erfahrung für mich war. Ab dem nächsten Tag war der Tagesablauf jeden Tag genau gleich, was von Vorteil war, denn nach ein paar Tagen habe ich mich auf dem riesigen Gelände nicht mehr verlaufen. Der Tagesablauf für mich sah folgendermaßen aus:
6:00 Uhr: Aufstehen
6:50 Uhr: Losgehen zum Frühstück
7:15-7:50 Uhr: Frühstück
8:00-9:30 Uhr: Vormittagsprobe mit dem ganzen Orchester
9:40-10:20 Uhr: Technischer Unterricht mit kleiner Trompetengruppe (9 Leute)
10:30-11:10 Uhr: Registerprobe mit allen Trompetern meines Orchesters
11:10-11:50 Uhr: Pause
12:00 Uhr: Treffpunkt zum Mittagessen
12:15-12:50 Uhr: Mittagessen
13:00-14:00 Uhr: Minor-Kurs – Holzblasinstrumente ausprobieren (Klarinette – Flöte – Saxophon)
14:20-15:50 Uhr: Nachmittagsprobe mit dem ganzen Orchester
16:00-16:50 Uhr: Rec-Time (Freizeit)
17:00 Uhr: Treffpunkt zum Abendessen
17:15-17:50 Uhr: Abendessen
18:20-18:50 Uhr: Unit-Versammlung (Mitteilung der Abend-Activitys)
19:00-21:00 Uhr: Abend-Activity (Konzerte, Spiele, etc.)
21:30 Uhr: Schlafenszeit
Die Abend-Activitys waren sehr vielseitig. Es waren zum Beispiel ein Theater, eine Oper, Spiele aller Art, Konzerte (Blasorchester, klassische Orchester oder kleinere Ensembles), eine Talentshow, Pizza Party, Camper’s Dance (eine Disko) und den All Camp Sing, in dem jede Unit ein zuvor einstudiertes Gesangsstück mit Choreographie vorgetragen hat. Besonders gefallen hat mir das Konzert der Knabenmusik der Stadt St. Gallen, eines Jugendblasorchesters aus der Schweiz. Auch gefallen haben mir die „olympischen Spiele“, bei denen jede Cabin ihren Gruppenzusammenhalt unter Beweis stellen musste. Die meisten Tage über war es, besonders am Nachmittag, sehr heiß in Michigan, sodass viele Proben sehr anstrengend waren. Auch die Nächte waren noch warm. Nur wenige Regenschauer boten eine Abkühlung. Eine Abweichung vom normalen Tagesablauf bildete nur Sonntag, 4. Juli, der gleichzeitig der „middle Sunday“ (mittlerer Sonntag) und der amerikanische Unabhängigkeitstag war. Feuerwerk war in Blue Lake leider nicht erlaubt, aber wir durften eine Stunde länger schlafen. Nach der Vormittagsprobe gab es einen Blechbläser-Vortrag der Lehrer, bei dem ich eine Menge interessante Dinge über Blechblasinstrumente erfahren hab. Der Nachmittag verlief allerdings wieder normal und am Abend gab es ein großes Konzert des Blasorchesters von Blue Lake mit amerikanischen Melodien. Am „crazy Tuesday“ (6. Juli) haben alle vier Blasorchester füreinander einige Stücke auf der großen Bühne präsentiert, um zu sehen wie weit die Stücke schon einstudiert waren. Es war auch interessant zu sehen, wie gut die anderen Orchester ihre Stücke spielen konnten. Bereits an dem Tag haben alle Orchester ihren Ausschnitt aus dem Abschlusskonzert nahezu perfekt gespielt. Am „final Sunday“, 11. Juli, fand das große Abschlusskonzert auf der riesigen Bühne vor den Familien der Musiker statt. Auch an dem Tag war es sehr heiß, sodass die halbe Stunde Konzert ziemlich anstrengend war. Schon früh am Morgen war die Stimmung getrübt, da es der letzte Tag im Camp war und es herrschte Abschiedsstimmung. Doch das tolle Konzert löste diese Stimmung ab. Nach dem Konzert lud mich meine Gastfamilie ein letztes Mal zum Essen ein, wir aßen natürlich Fastfood. Danach musste ich mich von meiner Gasfamilie verabschieden. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich sie wieder sehen kann. Am Nachmittag zog ich in eine andere Unit um. Es waren noch einige andere Camper dageblieben, mit denen ich zusammen übernachtete. Insgesamt verlief der Nachmittag und der Abend sehr ruhig. Am nächsten Tag wurde ich von Blue Lake zum Flughafen in Grand Rapids gebracht. Ab dann war ich auf mich allein gestellt. Glücklicherweise verlief der Flug sehr entspannend und ich hatte auch auf dem Flughafen in Chicago keine Probleme. Am nächsten Morgen bin ich ziemlich müde, aber glücklich in Frankfurt angekommen, wo meine Eltern auch schon auf mich warteten. Es dauerte allerdings ein paar Tage, bis ich die Zeitverschiebung verkraftet hatte.
Abschließend ist zu sagen, dass die drei Wochen in den USA sehr erlebnisreich waren und ich viele Erfahrungen gemacht habe. Ich habe auch viel über amerikanische Jugendliche gelernt und natürlich auch viel über Musik. Wenn ich die Gelegenheit dazu hätte, würde ich jederzeit wieder in die USA reisen. Die Zeit in Blue Lake werde ich nie vergessen.
Max-Hinrich Werner